Das Teehaus

In Klein Trebbow haben zu Ostern 1944 vorbereitende Gespräche zum Attentatsversuch am 20. Juli 1944 stattgefunden. Die Grafen Stauffenberg und v.d. Schulenburg haben hierbei aus Gründen der Vertraulichkeit auch den kleinen Pavillon – genannt „Teehaus“- genutzt. Der Verein „Denkstätte Teehaus Trebbow e.V.“ hat 2004 das Teehaus in Klein Trebbow als Denkstätte für den Widerstand gegen Diktaturen, für Zivilcourage und Bürgergesellschaft eingeweiht. Am 18. Juli 2004 wurde anlässlich der 60. Wiederkehr des 20. Juli 1944 eine Gedenktafel, die Tisa von der Schulenburg 1995 geschaffen hat, bestimmungsgemäß am Teehaus angebracht. Sie zeigt Reliefs von Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg und Claus Graf Schenk von Stauffenberg. Wiedergegeben wird ein Satz Schulenburgs während der Schauprozesse vor dem Volksgerichtshof: „Wir haben diese Tat auf uns genommen, um Deutschland vor namenlosem Elend zu bewahren. Ich weiß, dass ich dafür gehängt werde, bereue es aber nicht.“ Der Eigentümer hat das Gebäude wiederhergestellt und überlässt es dem 2003 gegründeten „Verein Denkstätte Teehaus Trebbow“ für Ausstellungen.


Das Teehaus um 1930

Im Teehaus im Park von Klein Trebbow trafen sich von Stauffenberg und von der Schulenburg, um das Attentat auf Hitler zu planen

von Elvira Grossert 29. Juli 2017

Es ist ein versteckter Park mit alten, exotischen Bäumen, gelegen an einem rot-weiß leuchtenden Herrenhaus und einem idyllischen See. Hier steht ein Teehaus, in dem 1944 streng geheime Pläne geschmiedet wurden. „Der Park zog sich am See entlang; an dem hohen Steilufer wuchsen mächtige alte Eichen und Buchen mit weit ausladenden Ästen, durch die man das Wasser schimmern sah“, schreibt Tisa von der Schulenburg in ihrer Autobiografie über Klein Trebbow. „Rhododendron, Jasmin, Rosen blühten in verschwenderischer Fülle.“ Tisa von der Schulenburg war Künstlerin und seit 1939 die Ehefrau von Carl Ulrich von Barner, dem damaligen Gutsbesitzer von Klein Trebbow. Sie leitete während seiner kriegsbedingten Abwesenheit 1939 bis 1945 das Gut. Das Gutshaus in seiner heutigen Form mit seinen leuchtend roten Backsteinen und kontrastierenden weißen Fensterrahmen entstand durch den Umbau eines kleineren spätbarocken Gebäudes. Der Architekt Hermann Willebrand gestaltete zwischen 1865 und 1868 ein zweistöckiges Haus mit Mansarddach, seitlichen Rundtürmen und einem viereckigen Turm zur Parkseite im Stil der französischen Renaissance. Nahe dem als „Schloss“ bezeichneten Gebäude am Steilufer des Trebbower Sees steht ein Teehaus. Es ist ein Backsteinbau mit Holzschnitzereien. Die Familie von Barner ließ es 1868 errichten. Dieses Teehaus erzählt eine besondere Geschichte. Hier entstanden die Pläne für das Hitlerattentat am 20. Juli 1944. Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg, Bruder von Tisa von der Schulenburg, traf sich Ostern 1944 mit dem späteren Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg in Klein Trebbow. Bei langen Spaziergängen und im Teehaus sollen sie die Umsturzpläne geschmiedet haben. Letztmalig besuchte Schulenburg am 18. Juli 1944 das Landgut, um den Geburtstag seiner Frau Charlotte vorzufeiern. Charlotte war mit ihren sechs Kindern im Herrenhaus untergekommen. Zwei Tage später, am Abend des gescheiterten Attentats, erfolgte die Verhaftung des Grafen von der Schulenburg. Er wurde am 10. August 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. 50 Jahre später gestaltete die Künstlerin Tisa von der Schulenburg eine Bronzetafel zur Erinnerung an ihren Bruder Fritz-Dietlof und an Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Das Relief wurde 2003 am Teehaus angebracht. Der Landschaftspark beginnt seitlich vom „Schloss“ und grenzt an den Trebbower See. Das Gutshaus, der See, dichter Wald im Norden und das Dorf mit angrenzenden Feldern rahmen ihn regelrecht ein. Ein Weg am hinteren Ende des Parks führt geradeaus ins Aubachtal. Ein Abzweig nach links umrundet den Park in Richtung Gutshaus unterhalb des Steilufers. Die Ursprünge des Landschaftsparks sollen auf das 18. Jahrhundert zurückgehen. Hier wachsen einheimische und exotische Pflanzen. Einige Bäume sind Einzeldenkmale. Mächtige, mit Efeu umschlungene Eichen, fünf Arten wurden gezählt, und Buchen ziehen den Blick auf sich. Rosskastanien, Ahorn, Jasmin und verschiedenfarbiger Rhododendron gedeihen üppig. Leichter Wind trägt ihre Düfte heran. Knorrige Robinien strecken ihre Äste wie Arme aus. Eschen wachsen weit in den Himmel. Zu finden sind Sommerlinde, Winterlinde, Stechfichte und Rotbuche. Lebensbäume konnten ungestört gedeihen, sich vermehren und dichte Bestände bilden. Vögel zwitschern. Es raschelt im Gebüsch. Im Park versteckt sich, nur im Winter sichtbar, ein kreisrunder Hügel, der aussieht wie ein bronzezeitliches Hügelgrab. Gut möglich, dass hier, auf der Anhöhe über dem Steilufer des Sees, in der Bronzezeit Menschen siedelten. Unter den Lebensbäumen im hinteren Teil des Parks ist ein weiterer geheimnisvoller Bau zu entdecken. Er sieht aus wie eine künstliche Ruine. Vielleicht ist es auch ein Eiskeller oder eine alte Gruft? Die Autobiografie der einstigen Gutsherrin löst das Rätsel: „Im Park war eine alte Familiengruft auf dem kleinen Begräbnisplatz. Diese war im kalten Winter 1939, von Schnee und Eis bedeckt, eingesunken und eingestürzt. Es war ein ziemlich schauerlicher Anblick. Geborstene Särge, Knochen, die umherlagen, eine Wüstenei von Ziegel, Sand und Gebein im dunklen Gewölke“. Später versteckte die Künstlerin dort Lebensmittel für französische Gefangene, die auf dem Gut arbeiten mussten. Am Ende des 2. Weltkrieges war das Gutshaus vollgestopft mit Flüchtlingen. Am 5. Mai 1945 besetzten die Amerikaner das Gebäude. Der Park wurde Heerlager. Englische Besatzer lösten die Amerikaner ab. Vor der Übernahme durch die Rote Armee verließ die Gutsherrin Mecklenburg. Nach ihrer Scheidung trat sie 1950 in ein Kloster ein. Tisa von der Schulenburg blieb Klein Trebbow bis zu ihrem Tod verbunden. Das „Schloss“ war ab 1946 Parteischule, später Sitz des Rates der Gemeinde und Verwaltung des Volkseigenen Guts. Nach Leerstand wurde das Gebäude mehrfach verkauft. Seit diesem Frühjahr hat das Gutshaus einen neuen Besitzer. Der „Förderverein Denkstätte Teehaus Trebbow“ brachte 2004 die Sanierung des Pavillons auf den Weg. Für den Landschaftspark plant die Gemeinde Klein Trebbow eine Schönheitskur. „Wir werben derzeit Fördermittel für eine Machbarkeitsstudie ein“, erklärt der Bürgermeister Holger Bannuscher. Vielleicht blühen dann neben Rhododendron und Jasmin auch wieder Rosen in verschwenderischer Fülle.

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